1914 geschieht mitten im 1. Weltkrieg ein Weihnachtswunder: Verfeindete Soldaten, Deutsche und Briten, treffen sich zwischen den Schützengräben, singen Weihnachtslieder, spielen Fußball, schneiden sich gegenseitig die Bärte, tauschen Geschenke aus, zeigen sich die Fotos ihrer Lieben. "Frieden auf Erden" - leider nur drei Tage. 109 Jahre später ist das Thema Krieg auch in Europa wieder nah, auch wenn man es lieber verdrängen mag: Weihnachtlich soll es zugehen, die Kinder sich über Geschenke freuen, ein paar Tage abschalten. Von Tod und Gewalt bedroht ist auch das Leben des Kindes in der Krippe: Gleich zu Beginn in Bethlehem und erst recht auf Golgatha. Auch in der biblischen Geschichte scheinen die Todesmächte übermächtig. Aber sie triumphieren nicht. Denn, wenn Gott als Kind auf diese Welt kommt, ist das nicht etwas zu verniedlichendes, sondern Auftrag: Der Mensch in seiner schwächsten Gestalt ist das Maß aller Dinge. Nicht Götter sollen wir verehren, nicht abstrakte Werte schützen, nicht Ideologien verteidigen, sondern das Kind, das neugeboren da liegt und schreit. Ein Schrei, der nichts ins Mark gehen will, sondern ans Herz. Kinder sind entwaffnend. Deshalb lohnt es sich, gerade bei all dem, was an Krisen und Problemen zu bewältigen ist, Kinder in den Blick nehmen. Ihre Schutzlosigkeit weckt Fürsorge, macht friedlich. Wenn die Kinder zum Maßstab unseres Handelns werden, dann ist Weihnachten, dann wird „Frieden auf Erden“ möglich.